Die Gladys Allen High School (GAHS) befindet sich in Bhittaiabad, einem armen Vorort Karatschis. Oftmals müssen die Kinder schon früh Erwachsenenarbeit verrichten, und unzähligen von ihnen ist der Zugang zu einer minimalen Schulbildung verwehrt. An den öffentlichen Schulen sind die Verhältnisse schwierig: Die schlecht bezahlten Lehrerinnen und Lehrer sind häufig unmotiviert, und die Schulmaterialien sowie die Infrastruktur sind veraltet. Bestehende Privatschulen bieten zwar auch in Karatschi eine überdurchschnittlich gute Grundausbildung an. Sie stellen aber aufgrund der hohen Schulkosten keine Alternative für die Familien in Bhittaiabad dar.

Der Bau und Erhalt einer bezahlbaren Schule für benachteiligte Bevölkerungsgruppen mit guten Unterrichtsbedingungen und einem staatlich anerkannten Sekundarschulabschluss. Geschlecht und Religionszugehörigkeit spielen bei der Aufnahme keine Rolle. Die Sicherheit und Gesundheit für die Schulleitung, die Lehrkräfte und die Schülerschaft sollen stets gewährleistet sein. Wichtig ist auch die Anerkennung der Schule im Quartier. Sie ist auf die Zustimmung und das Vertrauen breiter Bevölkerungsteile angewiesen. Die Schulleitung schenkt diesem Umstand seit den Anfängen grosse Beachtung.

Der equal education fund (EEF) unterstützte die GAHS seit seiner Gründung 2002, doch reichen die Verbindungen des EEF-Präsidenten zur Schule viel weiter zurück. Bereits 1991 lernte Urs Meister in Pakistan Graham Young kennen, der sich hier seit den 1970er-Jahren als «self-styled English teacher» der Ausbildung von Kindern und Jugendlichen aus ärmsten Verhältnissen widmete. In seiner Arbeit wurde Graham mit bescheidenen Summen aus Australien und ab 1993 auch aus der Schweiz unterstützt. Diese Hilfeleistung reichte allerdings kaum zum Überleben aus. Im Wissen, dass mehr für die Kinder getan werden könnte, entstand die Idee der neuen Schule. Bereits im April 2002 nahm die Gladys Allen High School ihren Betrieb auf. Es dauerte noch ein weiteres Jahr, bis das Gebäude in allen Einzelheiten fertiggestellt war und die offizielle Eröffnungsfeier stattfinden konnte.

Nach dem Bau eines Labors für die Naturwissenschaften und der vollständigen Registrierung sämtlicher Klassen konnte die GAHS 2008 dank der Unterstützung des Gymnasiums Oberaargau mit einem zweiten Stockwerk erweitert werden. Damit erreichte die Schule ihre ursprünglich konzipierte Kapazität. Mit den zusätzlichen Klassenzimmern verfügt sie seither über genügend Platz, um alle Schülerinnen und Schüler vom Vorkindergarten bis zum offiziell anerkannten Sekundarschulabschluss angemessen unterrichten zu können. Damit erhalten diese Kinder eine echte Chance, mit einer besseren Perspektive den Berufseinstieg zu schaffen oder eine höhere Schulbildung anzustreben.

In vierzehn Jahren ist es dem equal education fund (EEF) gelungen, eine staatlich registrierte Schule mit Platz für über 350 Kinder und Jugendliche aus ärmsten Verhältnissen zu schaffen und 2016 in die Unabhängigkeit zu führen. Gerade für die unteren Klassen besteht seit Jahren eine grosse Nachfrage, was für die Beliebtheit und die Notwendigkeit der Schule spricht. Dank der Infrastruktur sowie qualifizierter und motivierter Lehrkräfte bietet die GAHS optimale Unterrichtsbedingungen zu bezahlbaren Schulkosten für die Haushalte in Bhittaiabad.

Seit 2002 unterstützte der EEF die Schule, auch um den Unterrichtsbetrieb und die medizinische Betreuung der Angestellten und der Schülerinnen und Schüler sicherzustellen. Dazu konnte die Schulleitung für mittellose Eltern Konzessionen bei den Schulgebühren machen und mehrere Lehrerfortbildungskurse durchführen. Die Unterstützung erlaubte es auch, mit angemessenen Massnahmen die Sicherheit an der Institution zu verbessern und die Infrastruktur auf ordentlichem Stand zu halten.

Neben der Primar- und der Sekundarschule sowie zwei Kindergartenklassen führt die GAHS einen Vorkindergarten und seit 2014 eine Spielgruppe für die ganz Kleinen. Zusammen mit der Umstellung auf eine «English Medium School» kann die Gladys Allen High School damit mehr Einnahmen selbst generieren.

Insgesamt sind stabile und qualitativ gute Voraussetzungen dafür geschaffen worden, dass die Schule unabhängig vom EEF weitergeführt werden kann. Der Vereinsvorstand beschloss daher, entlang seiner Strategie der zeitlich begrenzten Projektpartnerschaften (vgl. EEF-Leitlinien, Kapitel «Nachhaltige Strukturen») sein Engagement ab 2014 schrittweise zu reduzieren und per Ende 2015 zu beenden. Wir sind überzeugt, ein sinnvolles Projekt zu hinterlassen, das auf einer soliden Basis steht und auch ohne unsere Unterstützung weiter Bestand haben wird.