Nicaragua: ADEINIC in Granada

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Zusammen mit der lokalen NGO ADEINIC ermöglicht der EEF über 300 Kindern aus ärmsten Verhältnissen eine solide Schulbildung. Zusätzlich zur Übernahme der Ausbildungskosten erhalten die Kinder Nachhilfeunterricht und profitieren von Freizeitaktivitäten. Gleichzeitig arbeiten die Projektmitarbeitenden auch eng mit den Eltern in den drei Gemeinschaften zusammen, um sie für den Stellenwert der Bildung zu sensibilisieren. Eine Vorgängerorganisation begann 2004 mit ihrer Arbeit in zwei Vororten von Granada und weitete ihren Aktionsradius 2008 auf das Dorf Santa Ana de Malacos aus. Seit 2020 heisst die NGO ADEINIC.

Eckdaten des Projekts

Adresse

ADEINIC (Asociación para el Desarrollo de la Educación Integral en Nicaragua)
Apartado 225
Granada
Nicaragua
Telefon: +(505) 2552 1653

Eröffnung

2004

Leitung

Lisseth Potosme, Direktorin

Begünstigte
  • 300 Kinder aus ärmsten Verhältnissen in den städtischen Quartieren Villa Esperanza und El Domingazo sowie im ländlichen Dorf Santa Ana de Malacos
  • Die Eltern aus rund 170 Haushalten werden ebenfalls beraten und entlastet
Infrastruktur
  • gemietetes Projektzentrum mit vier Klassenzimmern, Bibliothek, Sekretariat, Büro und geräumigem Innenhof
  • Unterrichtsmaterialien, kleine Computer mit Lernsoftware, Spiele und Sportutensilien
  • Fahrräder und Fotokameras
  • Projektfahrzeug
Ausbildung und Betreuung
  • mehrheitliche Übernahme der Kosten für die Ausbildung der Kinder durch das Projekt
  • regelmässige Hausbesuche bei den Eltern
  • Nachhilfeunterricht durch die älteren Schülerinnen und Schüler
  • altersgerechte Aufklärungsarbeit, medizinische und psychologische Betreuung bei Bedarf
  • Unterstützung bei der Arbeitsmarktintegration nach Ausbildungsabschluss
  • Tanz- und Sportangebot
  • Erwachsenenbildung für die Eltern
Projektkosten EEF

CHF 29’000.– (2023)

Projektdauer

Unterstützung vom EEF seit 2012

Projektziel

Die Bildung soll in den drei Gemeinschaften einen höheren Stellenwert erhalten. Eine bessere Ausbildung schafft Perspektiven und ermöglicht ein Durchbrechen der Armutsspirale

Das Projekt

Ausgangslage

Die in Nicaragua registrierte NGO Asociación para el Desarrollo de la Educación Integral en Nicaragua (ADEINIC) engagiert sich in drei Gemeinschaften: in den Vororten Villa Esperanza und El Domingazo in Granada sowie im ausserhalb gelegenen Dorf Santa Ana de Malacos. Während in den Vororten soziale Probleme wie Armut, Drogen, frühe Schwangerschaften und Gewalt den Alltag der Menschen prägen, gibt es im Dorf keine beruflichen Alternativen neben der Landwirtschaft. Für die Kinder bestehen keine sinnvollen Freizeitbeschäftigungen, und in der Regenzeit leiden die Menschen unter Überschwemmungen und an Krankheiten.

In diesen drei Gemeinschaften haben die meisten Kinder keinen Zugang zu minimaler Schulbildung. Die Primarschule in Nicaragua ist zwar gratis, aber die mittellosen Haushalte können die Kosten für die obligatorischen Uniformen und Lehrmittel nicht selber tragen. Bildung hat einen sehr niedrigen Stellenwert, und die Kinder haben kaum berufliche Perspektiven. Viele werden früh zu Erwachsenenarbeit gezwungen oder bleiben im Sumpf von Strassenbanden, Gewalt und Drogen stecken.

Projektverlauf

Diesen Zirkel von Armut und niedrigem Bildungsstandard will ADEINIC durchbrechen. Schlüssel zum Erfolg sind die Konzentration auf abgegrenzte Gemeinschaften, eine stabile Vertrauensbasis und die Miteinbeziehung von allen Beteiligten. Seit Beginn des Projektes besuchen Sozialarbeiterinnen und eine Psychologin regelmässig sämtliche Haushalte. Das Ziel ist, dass ein jedes Kind seinen Fähigkeiten entsprechend bis zum Berufseinstieg gefördert wird, wobei ADEINIC einen Grossteil der anfallenden Kosten deckt. Die Eltern verpflichten sich schriftlich, ihre Kinder regelmässig an die Schule zu schicken und etwas an die Ausbildungskosten beizutragen. Ein Kernelement ist der Stützunterricht am Projektzentrum, wo fortgeschrittene Schülerinnen und Schüler die jüngeren Kinder unterrichten und auf diese Weise eine Gegenleistung für die erhaltene Unterstützung einbringen. Gesundheitsprävention, sinnvolle Freizeitbeschäftigungen, Berufsschnuppertage und regelmässige Workshops runden das umfassende Angebot ab.

Initiiert wurde das Projekt 2004 von einer Nordamerikanerin. Zusammen mit einer Nicaraguanerin konnten sie im ersten Jahr zwanzig Familien in Villa Esperanza vom Angebot überzeugen, und 76 Kinder gingen neu zur Schule. 2006 erweiterten sie das Freizeitangebot mit Fussball, Baseball und künstlerischen Aktivitäten. 2007 erhielt die Organisation eine Anfrage von Vertretern aus Santa Ana de Malacos, und ein Jahr später begann das Projekt mit der Arbeit im Dorf ausserhalb Granadas.

Seither wurde das Angebot kontinuierlich erweitert mit Fahrradtouren, Fotoworkshops, Stipendien für Universitätskandidaten, Sexualkunde für Teenager und Erwachsenenbildung für die Eltern der Kinder. Mittlerweile profitieren dreihundert Kinder und Jugendliche vom Angebot. Die meisten der begünstigten Kinder besuchen die Vor- und Primarschule, aber inzwischen sind über hundert Schülerinnen und Schüler an einer höheren Schule eingeschrieben. Einige absolvieren eine Berufsbildung oder schafften gar den Sprung an eine Universität. Letztere müssen für mindestens 33 Prozent der Gebühr selbst aufkommen und sich verpflichten, mehr Verantwortung im Projekt zu übernehmen.

2020 gründeten ehemalige Begünstigte und Eltern von Begünstigten zusammen mit Projektmitarbeitenden die neue Trägerorganisation ADEINIC. Der spanische Name der Organisation spiegelt die nicaraguanischen Wurzeln des Projekts besser wider. Damit wird die rein nicaraguanische NGO bessere Chancen haben, um ihre eigenständige Mittelbeschaffung in Zukunft zu intensivieren.

Erfolge und Herausforderungen

Nach Jahren kontinuierlichen Einsatzes hat sich das Team von ADEINIC das volle Vertrauen der Menschen in Villa Esperanza, El Domingazo und Santa Ana de Malacos erarbeitet. Die Tatsache, dass an allen Orten 90 Prozent der Kinder und Jugendlichen mit ihrer Ausbildung fortfahren, spricht für den Erfolg des Projekts. Ebenso beeindruckend sind die schulischen Leistungen der begünstigten Schülerinnen und Schüler, da bloss wenige eine Klasse repetieren müssen.

Im Projektzentrum herrscht eine lernfreundliche und positive Stimmung. Der Stützunterricht am Nachmittag wird durch sinnvolle Freizeitaktivitäten wie Sport und Tanz ergänzt. Brettspiele, Memorys, Puzzles und kleine Computer machen nicht nur Spass, sondern erlauben auch ein spielerisches Erlernen des Schulstoffs.

Ohne die Grundvoraussetzungen von kontinuierlicher professioneller Begleitung und abgegrenzten Gemeinschaften wäre der Erfolg des Projektes nicht möglich. Zwischen den Bewohnerinnen und Bewohnern findet täglich ein Informationsaustausch statt. Schulische Erfolge wirken unmittelbar als Vorbilder und spornen zur Nachahmung an. Dank der Abgrenzung gegen aussen kommen die Anstrengungen im Bereich der Ausbildung in erster Linie dieser Gemeinschaft zugute, und es entsteht eine Identifikation in der Zusammenarbeit mit den Projektverantwortlichen.

Die Aussicht von fortgeschrittenen Schülern auf einen lukrativen Berufseinstieg spornen die Kinder zu einem Schulbesuch und besseren Leistungen an. Bevor das Projektteam mit seiner Arbeit begann, war es beispielsweise im Dorf Santa Ana de Malacos undenkbar, dass eine Jugendliche eine Berufsausbildung macht oder die Universität besucht.

Mit Fahrradtouren für Touristen, internationalen Fotoworkshops und dem Verkauf von Fotos hatte die Projektleitung originelle Wege gefunden, um vermehrt eigene Mittel zu generieren. Gleichzeitig wurden die Schülerinnen und Schüler dabei sinnvoll integriert und gefördert. In den letzten Jahren kamen aber immer weniger Touristen nach Granada, so dass die selbstgenerierten Einnahmen sanken. Die Projektleitung baute daher das eigene Fundraising aus und will mittels Spenden den Selbstfinanzierungsgrad wieder anheben.

Ziele

Förderung der Kinder in den Quartieren Villa Esperanza und El Domingazo sowie im Dorf Santa Ana de Malacos bis zum Abschluss einer Berufsbildung, welche ihren Fähigkeiten entspricht.

Verbesserung des emotionalen und physischen Zustands der Kinder durch psychologische Unterstützung, Workshops und das sportliche, spielerische und kreative Freizeitprogramm.

Hoffnung und Perspektiven für die Menschen in diesen Gemeinden schaffen. Ihre Kinder sollen die Voraussetzungen haben, einen sinnvollen Beruf zu erlernen und der Armut zu entfliehen.

Unterstützung durch den EEF

Der equal education fund (EEF) kennt die NGO seit vielen Jahren und überzeugte sich vor dem Beginn der Zusammenarbeit mehrmals vor Ort von der Wirksamkeit der Arbeit. Der EEF-Vorstand beschloss 2012, eine Partnerschaft mit dem Projekt aufzubauen. Alle Mitarbeitenden sind Nicaraguanerinnen und Nicaraguaner. Sie haben einen engen Bezug zu den Projektstandorten und waren selbst teilweise Begünstigte. Dadurch ist die Organisation sehr gut verankert und bietet einen stabilen Rahmen zur Zusammenarbeit.

Der EEF-Beitrag gibt dem Projekt planerische Sicherheit und ermöglicht es, die Betreuung der Kinder und Jugendlichen qualitativ auszubauen. Durch die langjährige Mitarbeit stärkte das Projektteam seine Kompetenzen und durfte beeindruckende Erfolge bei der Zielerreichung verzeichnen. Ein stetig weiterentwickeltes Monitoringsystem sowie die sehr gute Vernetzung und Reputation der Organisation sind weitere Elemente, auf die in Zukunft gebaut werden kann. Und mit der Gründung der nicaraguanischen Organisation ADEINIC mit spanischem Namen (Asociación para el Desarrollo de la Educación Integral en Nicaragua) eröffnen sich bisher ungenutzte Optionen für die projekteigene Mittelbeschaffung. Für den EEF sind damit wichtige Voraussetzungen erfüllt, um sein Engagement 2022 und 2023 schrittweise zu reduzieren und auf einen wachsenden Selbstfinanzierungsgrad des Projekts zu setzen. Damit wird die notwendige und professionelle Arbeit von ADEINIC zugunsten benachteiligter Kinder und Jugendlichen ab 2024 unabhängig von uns weiter bestehen.

Nicaragua

Bevölkerungszahl

6,3 Millionen Einwohner (Schätzung von 2022)

Fläche

129’494 km²
(dreimal die Fläche der Schweiz)

BIP pro Kopf

CHF 4’900.– (2020, kaufkraftbereinigt)

EEF-Karte Empowerement International Nicaragua

Preise in Granada (Stand Februar 2020)

  • 1 Liter Benzin:
    CHF 1.10
  • 1 Liter Milch:
    CHF 1.–
  • 1 Liter Coca-Cola:
    CHF –.85
  • 1 Kilo Brot:
    CHF 3.10
  • 1 Kilo Reis:
    CHF 1.–
  • 1 Kinobillett:
    CHF 4.30
  • 1 Paket Zigaretten:
    CHF 2.20
  • 1 Stück Seife:
    CHF –.75

Quellen:
CIA World Factbook, Angaben von Lisseth Potosme, eigene Gestaltung und eigene Berechnungen.

Video

Projektpräsentation