Nicaragua weist eine enorm ungleiche Einkommensverteilung auf, und ein Drittel der Bevölkerung lebt unter der Armutsgrenze. Diese Menschen verfügen nicht über die Mittel, die Kinder einzuschulen und ihnen Lehrmittel und Schuluniformen zu kaufen. Im Gegenteil: Viele Kinder sind gezwungen, schon früh ein Einkommen zu erzielen. Das Fehlen von sozialen und persönlichen Perspektiven spitzt die Misere zu. Sie bleiben im Sumpf von Drogen, Gewalt und Verbrechen gefangen und haben kaum Zugang zu Bildung, Sport oder Kunst. Staatliche Programme sind spärlich und private Initiativen nur limitiert vorhanden.

Die School of Comedy and Mime (Escuela de la Comedia y el Mimo) vermittelt wichtige Werte wie Solidarität, Toleranz und Respekt für die Mitmenschen und die Natur. Sie fördert das kreative Potenzial der Kinder für neue Lösungswege. Der Unterricht ist multidisziplinär und praxisorientiert. Die artistische Ausbildung in Theater, Mimik, Akrobatik, Jonglage, Tanz und Puppenspiel wird mit der Vertiefung des obligatorischen Schulstoffs sowie dem Unterricht in Englisch und Informatik ergänzt. Ein wichtiges Ziel ist es auch, ein Bewusstsein für die Erhaltung der Umwelt und die Verantwortung eines jeden Einzelnen für die Gesellschaft zu vermitteln.

Die School of Comedy and Mime war 2001 das erste Projekt in Zentralamerika, das die Elemente Zirkus und Clownerie mit der Schulbildung für Kinder und Jugendliche kombinierte. Rasch zeigte sich, dass Kunst und Spiel sinnvolle Instrumente im Lernprozess der Kinder sind, die ihre körperliche und geistige Entwicklung sowie ihre kreativen Fähigkeiten fördern.

Der equal education fund (EEF) erkannte in diesem Konzept ein hohes Potenzial und unterstützte die School of Comedy and Mime seit 2003 sowohl finanziell als auch konzeptionell. Seither durchlief die Schule verschiedene Stationen der Professionalisierung. Im Namen des von Eltern und Freunden der Schule gegründeten Vereins konnte 2007 ein Grundstück erworben werden. Ab 2008 bauten die Lehrkräfte das zentrale Schulgebäude, indem sie PET-Flaschen als Bauelemente verwendeten. 2010 begann die Errichtung einer sogenannten Palapa, eines mit Palmblättern gedeckten runden Unterstandes, der genügend Raum für Training und für Aufführungen bietet. Der Kauf eines Schulbusses ermöglichte den täglichen Taxidienst für die Kinder durch die gefährlichen Quartiere und viele Auftritte in und um Granada. Kompostlatrinen, Duschen und eine biologische Grauwasseraufbereitung komplettierten die Infrastruktur.nach oben

Einige der Kinder entwickelten sich seit 2001 zu selbstständigen Lehrkräften, die den Unterricht in Akrobatik, Pantomime, Jonglieren, Basteln und Theater im Projektzentrum durchführen. Die jüngere Generation erreicht mit dem täglichen Training ein artistisches Niveau, mit welchem sie vor Publikum auftreten kann. Dank positiver Erfahrungen auf der Bühne entwickeln die Kinder Freude am Lernen und an ihren Fortschritten. Die School of Comedy and Mime stärkt so ihr Selbstbewusstsein und bietet ihnen Platz für eine eigenständige Persönlichkeitsentwicklung.

Insgesamt fanden bislang über fünfhundert Vorstellungen für mehr als 90’000 Menschen in Städten, Dörfern und entlegenen Siedlungen statt. Mehrmals reiste eine Delegation der Zirkuskünstler nach Europa und trat erfolgreich in verschiedenen Ländern auf. Die Europa-Tourneen haben sich inzwischen zu einem festen Bestandteil des Projekts entwickelt. 2010 initiierte die School of Comedy and Mime das Strassenkünstlerfestival «El Berrinche Ambiental», das mittlerweile einen festen Platz im Veranstaltungskalender von Granada eingenommen hat.

Während der dreizehnjährigen Zusammenarbeit zwischen dem equal education fund (EEF) und der School of Comedy and Mime machten die Projektverantwortlichen grosse Fortschritte bei der Buchhaltung und der Berichterstattung. Mit der Gründung eines anerkannten Vereins, dem Kauf eines Grundstücks und dem Bau eines Projektzentrums erlangte die Schule eine stabile Grundlage. Das Angebot für die Kinder konnte erweitert und die Projektorganisation professionalisiert werden.

Das Projekt erreichte insgesamt einen hohen Grad an Vernetzung, welcher sich durch Einladungen für Auftritte oder Tourneen, aber auch durch Spenden von ehemaligen Freiwilligen und ihren Angehörigen auszahlt. Daneben verbesserten die Projektverantwortlichen ihre Fertigkeiten bei der Verfassung von Gesuchen an Geldgeber. Zusammen mit den Investitionen in die Infrastruktur konnte damit die Basis für die heutige finanzielle Unabhängigkeit der School of Comedy and Mime vom EEF gelegt werden. Dies entspricht der Philosophie des EEF, Projekte über einen bestimmten Zeitraum zu unterstützen, um gleichzeitig zusammen mit den Projektverantwortlichen Mittel und Wege einzuleiten, damit sie unabhängig von der Unterstützung des Vereins weiter bestehen. Der EEF ist sehr erfreut, mit der School of Comedy and Mime ein sinnvolles und innovatives Projekt entscheidend gefördert und zur Selbstständigkeit geführt zu haben.