Sambia: Mbeu ya Maphunziro in Chipata

bild_-maphunziro_project_header.jpg

In Sambia wird vom Bildungsministerium eine spezielle Form von Schulen anerkannt: Gemeindeschulen. An vielen Orten, wo keine staatliche Schule vorhanden ist oder private Schulen zu teuer wären, gründen Gemeindemitglieder solche Schulen. Die Lehrkräfte sind Eltern und junge Erwachsene mit einem Sekundarschulabschluss. Sie bieten Unterricht auf Vor- und Primarschulstufe an. Obwohl sie bloss über einfache Mittel und Infrastruktur verfügen, übernehmen Gemeindeschulen eine wichtige Funktion im Bildungssystem. Ohne Gemeindeschulen hätte ein grosser Teil der sambischen Kinder keinen Zugang zu einer Schulbildung.

Eckdaten des Projekts

Adresse

Mbeu ya Maphunziro
Eastrise
Chipata
Zambia 

Eröffnung

2020

Leitung

Esaya Zimba, Projektleiter
Schulvorstände mit Vertreterinnen und Vertretern aus der Gemeinde

Begünstigte

1'100 Kinder in 5 Gemeindeschulen

Infrastruktur

Die Infrastruktur ist bei den fünf Gemeindeschulen unterschiedlich entwickelt. Alle verfügen jedoch über:

  • Klassenzimmer, teilweise als Lehmbau mit Strohdach
  • Latrinen
  • Unterkünfte für Lehrkräfte
  • Fussballplatz
  • Schulgarten und Kochtöpfe
Ausbildung und Betreuung
  • Vor- und Primarschule
  • Lehrmittel und Weiterbildung für die Lehrkräfte
  • Weiterbildung in den Bereichen Trinkwasser, Sanitäranlagen und Hygiene (WASH)
  • Gesundheitsvorsorge
  • Freizeitprogramm
Projektkosten EEF

CHF 56’000.– (2024)

Projektdauer

EEF-Unterstützung seit 2020

Projektziel

Für Kinder aus abgelegenen Gebieten das Schulangebot verbessern und bereichern, die Infrastruktur dem Bedarf anpassen und zu einer Verbesserung der Gesundheit der Kinder beitragen.

Das Projekt

Ausgangslage

Gemeindeschulen wurden in Sambia ab den 1990er-Jahren populär. Nach dem Wegfall der Einparteienherrschaft entstand mehr Raum für Bildungsinitiativen. Zudem war die wirtschaftliche Lage dermassen schlecht, dass der Staat die Schulgebühren massiv erhöhen musste. Viele Leute konnten die Ausbildung ihrer Kinder nicht mehr bezahlen. In armen städtischen Quartieren und abgelegenen ländlichen Gemeinden begannen Eltern, ihre Kinder selbst zu unterrichten. Unterstützung fanden sie dabei von jungen Erwachsenen, die die Schule abgeschlossen hatten.

Die Gemeindeschulen übernahmen rasch eine wichtige Funktion bei der Primarschulausbildung. Dies bewog das Bildungsministerium 1996 zur Anerkennung dieser Schulform. Gemeindeschulen wurden schliesslich ins Bildungsgesetz von 2011 aufgenommen. Die heute über 3000 Gemeindeschulen sind aus der Bildungslandschaft Sambias nicht mehr wegzudenken. Sie sind massgeblich dafür verantwortlich, dass ein Grossteil der sambischen Kinder in den letzten Jahren Zugang zu einer Primarschulausbildung erhalten hat.

Alle in Sambia gegründeten Gemeindeschulen ermöglichen Kindern aus benachteiligten Verhältnissen Zugang zu einer Ausbildung. Während der Zusammenarbeit mit der Chiziro-Ethembeni-Schule (2014-2019) konnte der EEF zahlreiche Erfahrungen sammeln. Heute wissen wir, wie effektiv Gemeindeschulen für die begünstigten Kinder sind. Daher unterstützen wir mit dem Projekt Mbeu ya Maphunziro, was sinngemäss «Samen für die Bildung» bedeutet, erneut Gemeindeschulen. Diese liegen fernab der nächsten Stadt. Die ehrenamtlichen Lehrkräfte unterrichten die Kinder mit einfachsten Mitteln und spärlicher Infrastruktur. Kaum eines dieser Kinder hätte ohne die Gemeindeschule eine realistische Möglichkeit, eine Ausbildung zu erhalten.

Projektverlauf

In der ersten Phase (2020 – 2021) erhielten acht Gemeindeschulen mit gesamthaft 1000 Schülerinnen und Schülern in den Distrikten Vubwi, Chadzia und Chipangali eine kleine Unterstützung. Alle Schulen bestanden bereits seit mindestens zwei Jahren. Die Lehrkräfte erhielten mit unserer Unterstützung Schulmaterial sowie Geld für dringende Reparaturen. Dadurch verbesserten sich die Voraussetzungen für den Unterricht. Gleichzeitig erhielten die Kinder, ihre Eltern und die Lehrkräfte eine Weiterbildung in den Bereichen Trinkwasser, Sanitäranlagen und Hygiene (WASH). Der Aufbau eines Schulgartens trug dazu bei, dass mit den Erträgen des Gehalt der ehrenamtlichen Lehrkräfte etwas aufgebessert werden konnte. Abgerundet wurde unsere Unterstützung mit einem Freizeitprogramm, das den Mädchen und Knaben Spiel und Spass anbot.

Die Schulleitungen übernehmen bei der Umsetzung dieser Massnahmen eine hohe Eigenverantwortung. Die dabei erzielten Resultate und die Berichterstattung aus den Schulen bilden die Grundlage für eine Reduktion der unterstützten Gemeindeschulen von acht auf fünf.

In der zweiten Phase (ab 2021) intensivierten wir unsere Unterstützungsleistungen für die fünf ausgewählten Gemeindeschulen. Bei ungefähr gleich bleibendem Finanzrahmen waren pro Partnerschule höhere Beiträge und erste Investitionen in die Infrastruktur (Latrinenbau) möglich. Das Konzept sah vor, dass der Auswahlprozess weitergeführt werden sollte, und Mbeu ya Maphunziro ab 2022 bloss noch eine Gemeindeschule unterstützen sollte.

Doch führten die Erfahrungen zu einer konzeptionellen Adaption. Denn es zeigte sich, dass sich alle Schulen positiv entwickelten. Die regelmässig abgegebenen Unterrichtsmaterialien, die Qualitätssteigerung dank Lehrmitteln und Weiterbildungen sowie die stetige Verbesserung der Lernumgebung wirkten auf die Lehrkräfte, die Eltern und die Schulleitungen sehr motivierend. Wir stellten eine höhere Stabilität bei den Lehrkörpern und mehr Eigeninitiative bei den Schulgremien fest. Dabei war weniger die Höhe unserer Unterstützungsleistung ausschlaggebend, als vielmehr die Konstanz der Zusammenarbeit.

Statt eine einzelne Schule zu unterstützen, entschlossen wir uns, eine Schwerpunktschule zu bestimmen, den anderen vier Schulen aber weiterhin eine kleinere Unterstützung zukommen zu lassen. Damit bleiben bei einem überschaubaren finanziellen Engagement die positiven Effekte unserer Zusammenarbeit mit diesen vier Gemeindeschulen erhalten. Gleichzeitig sind zusätzliche Investitionen und neue Projektelemente bei der Schwerpunktschule möglich. 2022 legte Mbeu ya Maphunziro die Gemeindeschule in Matizi als Schwerpunktschule fest. Das Leitungsgremium und die Lehrkräfte überzeugten dort mit ihrem Engagement. Zudem rechtfertigten die hohen Wachstumsraten bei den Einschulungszahlen die besondere Förderung.

Erfolge und Herausforderungen

Die Gemeindemitglieder zeigten bereits ein grosses Engagement beim Aufbau der Schulen. Sie bewiesen, dass ihnen die Ausbildung ihrer Kinder wichtig ist. Sollen die Unterrichtsqualität und die Lernumgebung verbessert und bereichert werden, so gilt es diese Initiativen zu stärken. Alle Gemeindemitglieder, die Leitungsgremien der Schule und die Lehrkräfte müssen ebenso eingebunden sein wie die Eltern, ihre Kinder oder die Vertreter staatlicher Behörden und traditioneller Strukturen (Chiefs). Unsere Unterstützungsleistung fällt nur auf einen fruchtbaren Boden, wenn Projektziele und ihre Ausgestaltung von der Gemeinde mitgetragen werden. Indem das Projekt konsequent die Verantwortung für die Schulen bei den Gemeinden liess, erzielte Mbeu ya Maphunziro in allen fünf Schulen breit abgestützte Erfolge.

Eine bessere Schulorganisation, ein motiviertes Leitungsgremium und Fortschritte bei der Infrastruktur verbessern die Perspektiven der Kinder in diesen Gemeinden. Die positiven Entwicklungen begünstigen aber auch die Bereitschaft des Staates, sein Engagement in einer Gemeinde zu erhöhen. Mittlerweile sind in allen fünf Gemeindeschulen Staatslehrer präsent, wobei die Unterstützung bei den Lehrerunterkünften massgeblich dazu beitragen konnte. Die Präsenz von staatlich besoldeten Lehrkräften trägt zu einer Professionalisierung des Unterrichts bei. Sie ist zudem auch eine zentrale Voraussetzung dafür, dass eine Gemeindeschule vom Bildungsministerium als staatliche Primarschule registriert wird. Damit wird das Unterrichtsangebot in einer Gemeinde langfristig gewährleistet.

Die schwierige Erreichbarkeit der Gemeindeschulen stellt eine Herausforderung dar. In einzelnen Schulen gibt es keinen Mobilfunkempfang. Und selbst bei trockenen Strassen beträgt die Reisezeit zu den Schulen zwischen drei und vier Stunden. Nach der Regenzeit sind unsere Partnerschulen nur mit einem Motorrad zu erreichen.

Ziele

Die Qualität der Ausbildung und die Lernumgebung in den unterstützten Gemeindeschulen sollen verbessert werden. Die Schülerinnen und Schüler sollen von besseren hygienischen Bedingungen profitieren und ihre Gesundheit verbessern.

Der reguläre Unterricht soll durch ein Freizeitangebot ergänzt werden. Die Leitungsgremien der Schule sollen die Möglichkeit erhalten, den Mittelbedarf selbstständig zu erwirtschaften. Damit soll die Schulstruktur gestärkt werden, sodass die Schule künftig auch ohne unsere Unterstützung erfolgreich sein kann.

Unterstützung durch den EEF

Die Unterstützung des equal education fund (EEF) ist auf die Verbesserung der Ausbildung und der Gesundheit der Schülerinnen und Schüler an den Gemeindeschulen fokussiert. Von Beginn an ist es uns ein Anliegen, das Engagement der Gemeindemitglieder anzuerkennen und auf ihren Initiativen aufzubauen. Dabei achten wir darauf, dass die Verantwortung für die Schule bei der Gemeinde bleibt. Eine faire Vergütung der ehrenamtlichen Lehrkräfte ist ebenso Sache der Gemeinde, wie die unentgeltliche Mitarbeit der Gemeindemitglieder bei Infrastrukturvorhaben. Damit bleiben wichtige Grundprinzipien der Gemeindeschulen erhalten sowie Betrieb und Entwicklung der Schulen auch nach unserer Intervention gewährleistet.

Die Leitungsgremien der Schulen zeigten sich bei der Kontaktaufnahme durch den EEF interessiert für Ideen von aussen. Bringen wir solche ein, so orientieren wir uns an der Nachhaltigkeit. Eine Umstellung der Schulgärten auf biologischen Landbau ist denkbar. Dabei lernen die Kinder neue Anbaumethoden kennen. In der Schwerpunktschule Matizi starteten wir ein Aufforstungsprogramm, um der Abholzung entgegenzuwirken und mit Nutzhölzern einen Ertrag zu erwirtschaften. Die Biodiversität soll grundsätzlich gefördert werden. Ein Werkunterricht ist ebenfalls ein Thema, um Kinder für einen handwerklichen Beruf zu motivieren.

Sambia

Bevölkerungszahl

20,8 Millionen Einwohner (Schätzung 2024)

Fläche

752’614 km²
(achtzehnmal die Fläche der Schweiz)

BIP pro Kopf

CHF 3’000.– (2022, kaufkraftbereinigt)  

Karte Sambia

Preise in Chipata (Stand Mai 2024)

  • 1 Liter Benzin:
    CHF 1.35
  • 1 Liter Milch:
    CHF 1.05
  • 1 Liter Coca-Cola:
    CHF –.90
  • 1 Kilo Brot:
    CHF 1.20
  • 1 Kilo Reis:
    CHF 1.20
  • 1 Kinobillett:
    CHF –.55 (Fussballübertragung in einer Bar; ein Kino gibt es nicht)
  • 1 Paket Zigaretten:
    CHF 1.70
  • 1 Stück Seife:
    CHF –.75

Quellen:
CIA World Factbook, Angaben von Gemeindevertreterinnen und -vertretern, eigene Gestaltung und eigene Berechnungen

Video

Projektpräsentation